Gespräche fruchten: HG legt Schalter um
In die Heinrich-Beck-Halle nach Leutershausen kommt Holger Löhr immer gerne. Dort feierte der ehemalige Handball-Nationalspieler und heutige Trainer der HG Oftersheim/Schwetzingen zahlreiche Erfolge – unter anderem die deutsche Vizemeisterschaft mit der SGL 1992.
Am Sonntagabend kam ein weiteres Erfolgserlebnis hinzu, denn das Drittliga-Derby gewann Löhr mit der HG mit 31:29 (wir berichteten).
Die Feierlichkeiten nach dem ersten Saisonsieg fielen aufgrund der Corona-Situation diesmal aber verhaltener aus. Löhr sagt: „Es war schön, wieder dort zu sein, aber leider konnte ich nicht die traditionellen Gespräche mit den Fans oder ehemaligen Weggefährten führen. Das hat gefehlt. Aber es ist und bleibt immer wieder schön, dort zu parken und in die Halle reinzulaufen.“ Noch schöner ist es aber, aus der Beck-Halle mit zwei Punkten im Gepäck wieder rauszulaufen und genau das ist Oftersheim/Schwetzingen nach einer besonders in der ersten Halbzeit starken Leistung gelungen.
Schon in der Trainingswoche sei mehr Zug zu spüren gewesen, meint Löhr, der seine Mannschaft zuletzt kritisiert hatte: „Ich habe die Jungs in die Pflicht genommen. Seither haben wir einen großen Schritt gemacht. Sie haben erkannt, dass sie in jedem Spiel eine Menge investieren müssen. Nur dann stellen sich auch die Erfolge ein.“
Von Meddeb profitiert
Florian Burmeister – mit neun Treffern bester HG-Schütze – pflichtete dem Trainer bei: „Wir waren deutlich besser und konnten unsere Leistung in der Abwehr bestätigen. Die Erleichterung ist sehr groß.“Anzeige
Neben der deutlich stärkeren Defensive profitierten die Gäste aber auch von einer weiteren Alternative auf dem Feld: Yessine Meddeb, der vom Bundesligisten Eulen Ludwigshafen mit einem Zweitspielrecht ausgestattet ist, war fünfmal erfolgreich. Löhr zeigte sich zufrieden: „Wir sind mit ihm deutlich flexibler. In Ludwigshafen bekommt er weniger Spielpraxis, aber bei uns kann er Selbstvertrauen sammeln.“ Obwohl der Linkshänder nur an der Freitags-einheit teilnahm, hatte er keine Anpassungsprobleme.
Die HG führte bis zur 50. Minute komfortabel, doch dann wachte die im Vorfeld favorisierte SG Leutershausen auf. Angetrieben von 150 Fans robbten sich die Roten Teufel Tor um Tor heran. „Uns hat die Ruhe gefehlt, aber wir haben dann nicht den Fehler gemacht, das schnelle Tempo mitzugehen. Natürlich hätten wir das Spiel aber früher entscheiden müssen. Am Ende hat es die Mannschaft aber gut gelöst und sich selbst belohnt“, sagte Löhr, der in der Trainingswoche auch als Psychologe auftrat: „Wir haben viele Gespräche geführt.“
Sie haben gefruchtet, denn dank der couragierten und beherzten Leistung zieht die HG mit Löhrs Ex-Club, den er zwischen 2007 und 2013 von der Oberliga bis in die 2. Bundesliga geführt hatte, nach Punkten gleich (2:6).
Dementsprechend wird der 999-fache Bundesliga-Torschütze auch in der kommenden Saison mit guten Erinnerungen an die Bergstraße zurückkehren.
© Schwetzinger Zeitung, Dienstag, 27.10.2020