„Die Zeit will ich gar nicht aufsummieren“
Christoph Lahme ist momentan vielseitig für die HG Oftersheim/Schwetzingen beschäftigt
Es ist ein neues Gesicht in der Riege der Handball-Drittliga-Trainer und auch der Coaches der ersten Mannschaft der HG Oftersheim/Schwetzingen. Aber ein unbekanntes ist es auf keinen Fall, denn seit seit mehr als 16 Jahren ist er in Nordstadt- und Karl-Frei-Halle fast dauerhaft präsent – zuletzt sogar im Wischereinsatz bei der HG II gegen Viernheim.
Seine derzeitigen sportlichen Hauptbeschäftigungen sind jedoch die Bundesliga-Jugend und der Klassenerhalt in Liga 3. In einem sehr ausführlichem Interview skizziert uns der 29-Jährige, Sohn der Oftersheimer Handball-Legende Rainer Lahme seinen Werdegang und die derzeitigen Belastungen. Zu seinem Verhältnis zu Axel Buschsieper hat er bereits gestern in unserem Blatt Stellung bezogen.
Wie, wo und wann kam der junge Christoph zum Handball?
Christoph Lahme: Meine ersten Schritte fanden beim TV Friedrichsfeld in meinem Heimatdorf statt. Bis heute bin ich Mitglied beim TVF und durfte letztes Jahr mit etwas Verspätung, (wegen Corona) meine Nadel zum 25- jährigen Jubiläum entgegen nehmen. Anschließend ging es vom TVF für ein halbes Jahr zum TV Edingen. Doch nach kurzer Zeit bei Edingen war auch schon der nächste Wechsel auf der Tagesordnung. Meine neue Aufgabe in der E-Jugend war somit bei der HSG Seckenheim. Hier blieb ich bis zum Ende der D-Jugend.
Wie ging es weiter?
Lahme: Bei einem Schulhandball-Turnier hatte ich zum ersten Mal Kontakt mit Karlheinz Urschel. Der lotse mich 2006 in der C-Jugendzeit zur HG, der ich bis heute mit Ausnahme einer Saison bei der SG Heddesheim (erstes Jahr im Aktivenbereich) immer treu geblieben bin. In der C-Jugend gewannen wir im ersten Jahr die badische Meisterschaft und mussten uns im zweiten Jahr knapp gegen die SG Kronau/Östringen im Finale geschlagen geben. In der B-Jugend (zweites Jahr) hieß unsere Endstation SG Pforzheim/Eutingen, die wegen mehr geworfener Auswärtstore nach Relegation in den Finalspielen um die deutsche Meisterschaft weiterspielen durfte. Sei‘s drum, ein schwarzer Tag für den Jahrgang 93/94, der sich deutlich mehr vor Beginn der Runde erhofft hatte. Im selben Jahr gewann ich mit dem Team Baden 93 den Länderpokal in Berlin (2010). Danach folgten zwei Jahre A-Jugend und vor allem die Einführung der A-Jugend-Bundesliga.
Und nach Jugend-Abschluss?
Lahme: Im ersten Jahr der Aktiven ging es zur SG Heddesheim, mit der ich den Aufstieg von der Badenliga in die BWOL feiern durfte. Für mich als junger Spieler und Neuer in der Mannschaft kein spielerisch leichtes Jahr, jedoch durfte ich viel lernen. Vor allem was es heißt, eine Mannschaft zu sein oder wie eine gesunde Hierarchie zu funktionieren hat.
Dann die Rückkehr zur HG.
Lahme: Anschließend ging es nach zwei längeren Gesprächen mit Peter Knapp wieder zurück zur HG. Im ersten Jahr klappte mit der zweiten Mannschaft der sofortige Aufstieg in die Badenliga, die bis heute nicht verlassen wurde. Mit der ersten Mannschaft gelang ein Jahr später der Aufstieg in die 3. Liga. Für mich war es immer wieder ein Wechsel zwischen beiden Teams mit dem Hauptaugenmerk auf die „Zweite“. Und fast gelang es uns letztes Jahr, in die BWOL aufzusteigen. Leider hieß die Endstation TV Knielingen im Finale um die badische Meisterschaft.
Was war die erste „Trainerposition“?
Lahme: Meine erste Position als Trainer durfte ich 2012 beim Osterturnier in Biberach begleiten. Das IBOT wie es so schön heißt, wurde seit Jahren als Vorbereitungsturnier auf die kommende Saison genutzt. Doch in diesem Jahre hatte unsere (alte) A1 den Wettbewerb gezielt als Abschluss der Jugendzeit im Auge. Das war auch der Grund, weshalb unsere Trainer Martin Schnetz und Jan Triebskorn dem Geschehen fernblieben und ich als spielender Trainer die Mannschaft betreute. In der Nachbetrachtung die richtige Entscheidung, da wir völlig losgelöst von jeglichen Erwartungen in das Turnier starteten. Dass wir das Ding am Ende gewinnen, und mit Marius Steinhauser den besten Spieler des Turniers stellten, war natürlich die Kirsche auf der so oft zitierten Sahnetorte. Doch war es vor allem ein gelungener Abschluss für alle 93er, die sich im Anschluss in diversen aktiven Mannschaften wiederfanden.
Und dann?
Lahme: 2014 führte ich meine erste richtige Position als Coach aus. Mit meinem heutigen Co-Trainer Justin Hahne betreuten wir die B2. Danach kam es zu einer kurzen Pause bis ich letztendlich, über ein begleitendes Amt in der B-Jugend 2017/18, meinen Posten als A-Jugendtrainer im März 2019 beginnen durfte. Und wie zuvor schon erwähnt, war ich spielender Co-Trainer des Perspektivteams.
Wie groß ist ungefähr die wöchentliche Belastung für den Handballsport?
Lahme: Um ehrlich zu sein, will ich das gar nicht aufsummieren. Jedoch ist es mittlerweile nicht mehr möglich meinen Hauptjob mit 100 Prozent Arbeitszeit zu erfüllen. Seit drei Jahren arbeite ich auf 80 Prozent, um etwas Zeit für mich zu haben und vor allem an meinem freien Montag den größten Teil der Videoanalyse für die kommenden Gegner zu tätigen (plus Nachbereitung der eigenen Spiele). Alles in allem kann man von einem richtigen Job sprechen, wenn das Vor- und Nachbereiten eines Trainings, die eigentliche Übungszeit, die Gespräche mit den Spielern, das Videostudium und die Spiele am Wochenende (nicht zu vergessen die Aufwärtsfahren mit dem Bus) zusammengerechnet werden.
Wie bekommt der Berufsmensch Lahme das koordiniert?
Lahme: Glücklicherweise bin ich mittlerweile in einem Arbeitsverhältnis, welches mir bei der täglichen Planung entgegenkommt. Zum einen muss ich nicht um Punkt acht Uhr im Büro erscheinen und zum anderen kann ich hinten raus je nach Trainingsbeginn die Arbeitszeit strecken. In der Regel handhabe ich meinen Beginn und mein Verlassen des Jobs ausgerichtet auf den Beginn der jeweiligen Trainingszeit. Das geht nicht immer auf, dennoch ist die Vertrauensarbeitszeit ein großer Vorteil. Um es zusammenzufassen, es ist am Ende ein gutes Zeitmanagement plus schnell den Kopf von A nach B zu verlagern.
Bleibt da noch Zeit für die Privatperson Christoph?
Lahme: Klar, ist meine Freizeit nur ein knappes Gut. Jedoch würde ich selbst von mir sagen, dass ich die Zeit gut genutzt bekomme. Einige Dinge sind in den letzten zwei, drei Jahren bestimmt auf der Strecke liegen geblieben. Jedoch würde ich mich immer wieder so entscheiden. Wer mich aber kennt, weiß wie viel mir meine Freunde und vor allem meine bessere Hälfte Isabelle bedeuten. Ohne die Letztgenannte wäre das auch nicht möglich. Sie steht immer hinter mir und unterstützt mich, wo sie nur kann. Zum Glück haben sich unsere Freundeskreise größtenteils angepasst, wodurch es mir teilweise möglich ist, beides zu vereinen.
HG Oftersheim/Schwetzingen – TuS Fürstenfeldbruck (Samstag, 19.30 Uhr, Nordstadthalle Schwetzingen)